Eine häufig gestellte Frage in der Praxis ist diese: „Wie kann ich Leid, Schmerz und Trauer überwinden?”
Eine Antwort wäre: Indem du das Tempo drosselst und dich hinsetzt.

Denn, wenn du wegrennst, dich ablenkst und vor Schmerz bald verrückt wirst…

Irgendwann kommt der Moment und ES setzt dich hin.

Wozu also warten?

Setz dich gleich hin! Werd still und geh nach innen.

Warum? Weil es der kürzeste Weg ist. Er ist unvermeidlich.

Wenn du losrennst und anfängst zu tun und zu machen, läufst du nur davon.

Es hat keinen Sinn.

Dich hinzusetzen und still zu werden ist sanft und hilfreich in einem Moment, wo deine gewohnte Welt zusammenbricht. Möchtest du dieses spannende Erlebnis verpassen?

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es die finsteren Momente im Leben sind, die das meiste Licht für dich bereit halten. Du kannst wählen, ob du dich davor verschließen oder erfahren möchtest, was für dich als Geschenk bereitsteht.

Sei dabei, wenn dein Leben sich von Grund auf ändert!

Mein Geliebter war in den Abgrund gefallen. 30 – 40 Meter tief. Die Nachricht erreichte mich unverhofft. Ich stand eines frühen Morgens auf und sah aus dem Augenwinkel meinen Anrufbeantworter blinken. 5 neue Anrufe und Nachrichten. Ich hörte den AB ab. Ich sollte ungeachtet der Uhrzeit umgehend in Venezuela anrufen. Meine beiden Kinder saßen schon am Frühstückstisch und aßen ihr Frühstück bevor ich sie in die Schule und Kita bringen würde.
„Du musst jetzt sehr stark sein. Dein Freund ist tot. Er ist im Avila in den Abgrund gefallen. Er war sofort tot.” sagte eine junge Stimme in akzentfreiem Deutsch zu mir. Augenblicklich verlor ich jedes Gefühl für Zeit und Raum. Ich erinnere mich, dass es wie ein räumlicher Tinnitus war… Ich war nicht fähig klar zu hören, was diese Frau noch alles zu mir sagte. Ich konnte kaum die Telefonnummer notieren noch die E-Mail-Adresse, die sie mir sagte. Es gelang mir einfach nicht. Ich hörte die Kinder in der Küche miteinander scherzen, wie von einem anderen Planeten. Einem Planeten, auf dem ich kurz zuvor auch noch in Frieden und Eintracht gelebt hatte, bevor mich diese Nachricht erreicht hatte. Nun nicht mehr, denn für mich brach eine Welt zusammen. Was war hier geschehen?
Richtig! Ich glaubte einen Gedanken: Er ist tot.
Ich sah sofort die entsprechenden Bilder vor mir. Ich wusste, er liebte diesen Berg in Caracas, den er immer „das Berg“ nannte. Er hatte das oft getan, früh aufbrechen und dann in der aufgehenden Morgensonne an einer bestimmten Stelle meditieren. Es gab dort Wasserfälle und eine Stille, nach der er sich hier in Berlin oft gesehnt hatte. Ich sah ihn vor meinem geistigen Auge, wie er mit einer ganz bestimmten Geste und Gesichtsausdruck seine 20 jährige Nichte warnte, nicht so herumzuspielen dort oben. Ich hörte ihn in meinem geistigen Ohr, wie er ihr sagte: „Turn hier nicht herum! Das ist gefährlich!“ Ich sah, wie er aufsprang, um sie zu retten, indem er sie in die rettende Richtung schubste, wodurch sie mit tausenden Rippenbrüchen überlebte und ich sah, wie er selbst das Gleichgewicht dabei verlor und fiel. Ich sah ihn fallen. Ich hörte seine Gedanken. Ich fühlte, dass er an mich dachte. Ich fühlte seine Dankbarkeit für unsere Begegnung. Und ich erlebte es auch in mir, wie er am Boden aufprallte. Ich hörte es. Ich sah es. Ich fühlte es. Ich sah seine Kleidung, seine Schuhe, sein Haar und ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er war mit einem Lächeln im Gesicht gestorben. All diese Information hatte mir seine Schwester am Telefon gegeben. Dieses Szenario erlebte ich in permanenter Schleife.
Meine Augen leuchteten bald wie Phosphor und mein Blut rannte durch mich hindurch wie auf der Flucht. In meinem Körper fühlte ich die Ausschüttung von Mengen von Adrenalin, während ich lag, saß oder stand. Schlafen war unmöglich, essen ebenso…
Ich wollte seinen Tod nicht glauben. Ich fing an mit ihm zu reden. Ich schlief sogar mit ihm. Ich malte mit ihm. Ich tat einfach alles weiter. Ich löste seinen Besitz in Berlin auf und war oft von Trauerphasen geschüttelt. Der Schmerz rüttelte mich immer genauso lange, bis ich mich endlich hinsetzte, mich hingab und im Jetzt ankam. Ich saß manchmal stundenlang einfach da und fühlte. Dann war es als würde Gott mich trösten.
Schließlich kam The Work in mein Leben und ich bearbeitete den Satz: Er ist tot.
Es tat mir richtig weh, diesen Satz zu hinterfragen. Monatelanger Schmerz, Schlaflosigkeit, Abmagerung waren für mich Beweis genug, dass es wahr war. Er war tot! Das war doch Tatsache. Ich tat es trotzdem.
Er ist tot. Ist das wahr? JA.
Er ist tot. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
Erstmals öffnete sich mein Geist ernsthaft dieser Frage. In nächtlichen Träumen war er mir begegnet. Ich telefonierte oft im Traum mit ihm. Ich hörte seine Stimme noch. Ich schlief mit ihm. Ich malte mit seinen Farben im Dunkel meiner Nacht. Ich meditierte mit ihm im Leuchten meines Tages. Die Antwort musste NEIN lauten. Ich weinte fassungslos darüber. Es war wie Versöhnung, wie ein Verschmelzen.
Wie reagierst du und was passiert, wenn du den Gedanken glaubst? Er ist tot.
Seine Bilder werden zu Denkmälern. Sie verlieren ihr Leben. Ich selbst verliere jedes Leben. Es fühlt sich an, als würde mir die Haut abgezogen. Ich falle unaufhörlich in den Abgrund vom Avila in Caracas. Ich sehe das Lächeln in seinem Gesicht, wie er mit gebrochenem Rückgrat auf den Steinen im Fluss liegt. Ich fühle mich verlassen und bewege mich ununterbrochen in der Vergangenheit und suche Schuld, suche Gründe, suche einen Weg, die Zeit zurück zu drehen und bin total erschöpft davon. Bin nicht mehr da…
Wer oder was wärest du ohne den Gedanken? Er ist tot.
Ich spüre ihn. Es ist, als würde er mich streicheln. Ich spüre seine Wärme. Ich höre ihn „cariño“ sagen. Seine Bilder werden lebendig und seine Farben leuchten mich an. JETZT. Ein Albtraum ist zu Ende. Ich habe einen Weg gefunden.
Die Umkehrungen entsprachen voll und ganz meinen Erfahrungen der letzten Monate. Hier war nur eine gestorben und das war ich. Er war da und beschenkte mich mit allem, was er hatte und er hörte nicht auf damit. Er redete nach wie vor mit mir, liebte mich…
In dieser Zeit machte ich mit The Work eine für mich bahnbrechende Entdeckung:
• Niemand kann irgend jemandem irgend etwas schenken.
• Wir lieben alle Menschen gleich.
• Alles, was wir erleben, ist nicht wahr.
Woher kam diese Erkenntnis? All meine Geschichten über meinen Geliebten blieben bei mir. Ich fühlte sie noch. Er hatte sie nicht mitgenommen. Er blieb von ihnen unberührt und rein.
Alle Geschenke, die ich ihm gemacht hatte, bekam ich zurück bzw. er ließ sie zurück. Sie konnten ihm nicht nützen.
Allein die Liebe, die ich ihm gegeben hatte, hallte zu mir zurück.
Petra im Februar 2016

Menschen verlieren wir immer wieder:
Kinder ziehen aus, Eltern sterben, Freunde gehen weg oder sterben.
Zu früh sagen wir gern, wenn der Mensch noch jung war.
Ein gängiger Gedanke.
Ich kenne auch diesen gut. Er zwingt dich, wenn du ihm anhängst, in die Vergangenheit und Zukunft. Er schiebt dein Zentrum weg von dir und deinem Leben.

Niemand stirbt zu früh. Jede*r stirbt genau im richtigen Moment.

Wer bist du ohne diesen Gedanken?
Zu Hause, bei mir. Jeder Moment ein Geschenk.
Jeder Moment schon vergangen eh du ihn wahrnehmen kannst.
Wir selbst sterben täglich ein bisschen.
Unsere völlig denaturalisierte Sicht auf den Tod ist absurd.
Unsere Fähigkeit zu leben und das Leben zu nehmen, kann etwas Selbstbefragung gebrauchen.
Die Übung mit dem eigenen Tod Hand in Hand durch das Leben zu gehen, gefällt mir.
Die Zeit hier im Erdentheater, in der Erdenschule ist kostbar.
Wenn dir dein Leben also nicht gefällt, schlag ich dir einen Weg vor.
Einen, den ich selbst gegangen bin und der funktioniert: Komm zu dir nach Hause, Hör dir zu, nimm dich ernst, notier dir 1:1, was du zu dir sagst und hinterfrag es.